Früher war alles anders: Damals hieß Fussel Rubin und war eines unserer größten Sorgenkinder, denn auch nach Monaten in unserer Obhut war der junge roter Tigerkater die meiste Zeit des Tages unsichtbar. Vertrauen war für ihn ein Fremdwort, vor allem, wenn es um Menschen ging. Lediglich die Momente, in denen Rubin mit seinen jungen Katzenfreunden spielte, ließen erahnen, dass in diesem kleinen Hasenfuß noch eine andere Persönlichkeit steckte.
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Es dauerte jedoch sehr, sehr lange, bis sich jemand erbarmte und ihn mit nach Hause nahm. Dort warteten zwei sanftmütige Artgenossen auf den panischen Rubin und machten ihm den Anfang zumindest ein kleines bisschen leichter. Den Rest erledigten seine Menschen mit unglaublich viel Geduld, Verständnis und Kreativität. Innerhalb eines Jahres wurde aus dem Rubin, dem Unsichtbaren, der selbstbewusste, verspielte und überaus neugierige Fussel, der mit vertrauten Menschen voller Hingabe schmust.
Wäre sie hier zu Ende, könnte dies eine wundervolle Geschichte mit Happyend sein. Ist es aber nicht. Denn nun kehrt Fussel zu uns zurück und sucht ein neues Zuhause. Tragischerweise ist es ausgerechnet sein neu entdecktes Selbstbewusstsein, dass zu diesem für (fast) alle Beteiligten überaus schmerzlichen Schritt führt. Denn unter Fussels Verwandlung vom introvertierten Leisetreter zum überschäumenden Raufbold-Spieljunkie leiden seine noch immer sehr ruhigen Mitkatzen mittlerweile so sehr, dass die Zweibeiner der Familie die Notbremse ziehen und sich von Fussel trennen müssen.
Trotzdem werden sie wohl immer die Menschen bleiben, die Fussel-Rubins Schicksal zum Besseren gewendet haben. Denn sie haben ihn nicht nur mit sehr viel Sachverstand und Fingerspitzengefühl aus seinem inneren Gefängnis befreit, sie haben aus ihm auch einen ganz besonderen Kater gemacht. Denn Fussel ist nicht nur lustig, abenteuerlustig und überaus verschmust, sondern auch sehr schlau, weshalb er sich beim Clickertraining schnell zum Klassenbesten mauserte.
Männchen, Platz und Rolle sind für den temperamentvollen Kater nur einige der Kunststücke, die er aus dem Effeff beherrscht und die er (meist) auch gern vorführt – wenn zur Belohnung ein Leckerchen winkt. Denn umsonst arbeitet Fussel natürlich nicht. Zu diesen bemerkenswerten Fähigkeiten kommen, das wollen wir nicht verschweigen, noch einige Kunstfertigkeiten hinzu, die bei seinen zweibeinigen Mitbewohnern meist auf deutlich weniger Begeisterung stoßen: das selbstständige Öffnen von Futterverpackungen beispielsweise. Aber was soll man machen, wenn man immer Hunger hat?
Fussels neue Menschen werden zweifelsfrei gewaltig von seiner bisherigen Erziehung profitieren. Ganz so einfach wird Fussel es ihnen aber wohl nicht machen. Denn auch sie werden am Anfang sehr geduldig und rücksichtsvoll sein müssen, um das Vertrauen des klugen Katers zu gewinnen. Laute Geräusche und hektische Bewegungen kann Fussel zum Beispiel nicht leiden und ein bisschen Katzensprache sollte man entweder schon beherrschen oder sich aneignen, um seine Signale zu verstehen und angemessen beantworten zu können. Wer sich dann noch die Zweit nimmt zu warten, dass Fussel den ersten Schritt macht, wird mit einem aufgeweckten, liebenswerten und ganz und gar ungewöhnlichen Kater belohnt.
Kleine Kinder sollten nicht in Fussels neuem Zuhause leben. Andere Katzen müssen robust sein, um sein Temperament auszuhalten, und souverän, um ihm, wenn nötig, klar und gewaltlos seine Grenzen aufzuzeigen. Am besten gelingt das vermutlich einem selbstbewussten ruhigen Kater, der ein wenig älter ist als Fussel. Wenn er sich eingewöhnt hat, sollte Fussel sicheren Freigang genießen können.
Weitere Informationen: 0157 – 52 68 76 61.
